Wir nennen uns der Club der Teufelinnen und haben ein ziemlich exzentrisches Hobby, das uns diebischen Spaß macht: wir korrespondieren mit Betrügern.

Und zwar mit Romance-Scammern, sogenannten Liebesbetrügern, die Frauen auf der ganzen Welt anschreiben, sie mit durchaus hohem Zeitaufwand umwerben und dann mit ihnen eine Fernbeziehung aufbauen. Die dient allerdings nur dem einen Zweck, der Frau so bald wie es eben geht, Geld zu entlocken.
Basierend auf der Prämisse, dass man zwar einem Fremden im Internet niemals Geld schickt, aber seinem Seelenverwandten doch auf jeden Fall!

Jetzt könnte man sagen: selber schuld, wer reinfällt!
Im ein oder anderen Fall mag das zwar so sein, aber letztendlich ist das victim-blaming vom Feinsten.
Dem Opfer wird die gesamte Schuld und Verantwortung zugeschoben, der Scammer, der ein Krimineller mit durchaus hinterhältigen und skrupellosen Absichten ist, bekommt ein Schulterzucken, und zwar auch von Behörden und Justiz. Er sitzt sicher in Afrika und lacht mit seinen Freunden über die dummen Gutgläubigen, die ihn finanzieren.

Also lassen wir uns von den - auf ihre Fähigkeiten meist auch noch sehr stolzen - Manipulationskünstlern kontaktieren und drehen den Spieß um. Wir legen Moral und Fairness ab und verwenden ihre eigenen psychologischen Tricks und Finten, um sie so richtig durch die Mangel zu drehen. Aus dem Profi, der glaubt, er könne jede um den Finger wickeln und in sich verliebt machen, wird dann schnell der überforderte Langfinger, dem sein Skript um die Ohren fliegt und der krampfhaft versucht, sich an etwas wie einen Rest von Kontrolle zu krallen. Vergeblich natürlich! Am Ende sind sie so verzweifelt und genervt von uns, dass sie das Geld von einem Boten abholen lassen wollen, damit sich Zeit, Aufwand und psychische Überlastung doch noch bezahlt machen.

Der wird dann von der Polizei in Empfang genommen. Das haben wir in den vergangenen Jahren an die 30 Mal gemacht und die Öffentlichkeit wurde auf uns aufmerksam.
Das Thema Romance Scam drehte mit jeder Festnahme immer neue Runden in den Medien und das ist auch unser Ziel, denn wenn Menschen über die Masche informiert sind, fallen sie nicht mehr darauf herein.

Wir sympathisieren mit den Opfern, aber wir sind selbst keine und fühlen uns daher auch nicht in der Lage, Opferbetreuung zu leisten. Auf unseren Seiten finden Sie Informationen, wie Sie heraus finden, ob Sie betroffen sind, was Sie tun sollten und können, wenn Sie es sind und an wen Sie sich besser wenden können.

Unser Ziel ist es, hier eine möglichst umfassende Aufklärung zu betreiben und damit - und mit unseren Aktionen - dafür zu sorgen, dass die Zahl der Opfer demnächst abnimmt und nicht immer weiter steigt.

Und um ehrlich zu sein: wir sind alle auch ein wenig süchtig nach unserem immer abwechslungsreichen und äußerst kreativen Hobby. Manche lieben Computerspiele, in denen das taktische Können unter Beweis gestellt wird, wir arbeiten halt gerne am lebenden Objekt.

Wenn das Spiel damit endet, dass der Betrüger sich bitterlich beklagt, dass er von "Scammern" um sein hart verdientes Geld gebracht wurde oder sich bis heute fragt, warum sein teuer bezahlter Bote stundenlang umsonst auf dem schneebedeckten Piz Gloria dumm herum stand, dann ist das für uns ein krönender Abschluss einer guten Partie.

Übrigens: hier kann man einmal nachlesen, wie so ein Bait abläuft.
Wir haben einen von Ziege mit extra hohem Unterhaltungswert ausgewählt.
Viel Spaß!

Davis Donaldson/Frederick Walton: eine Online-Schwangerschaft und 3 Festnahmen